Martin Kieselstein

 |  11. September 2015

Martin Kieselstein stammte aus Marosvásárhely, dem heutigen im rumänischen Siebenbürgen gelegenen Târgu Mureș. Er wurde am 3. November 1925 als erstes Kind einer gutsituierten jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Als sein Wohnort unter ungarische und schließlich im März 1944 unter deutsche Besatzung geriet, wurde Kieselsteins Familie, wie auch alle anderen Juden Siebenbürgens, entrechtet, ausgeraubt, ghettoisiert und schließlich in Sammellager gebracht. Im Mai 1944 wurde die gesamte Familie im Viehwaggon nach Auschwitz transportiert. Martin Kieselsteins Mutter und Schwester wurden dort ermordet. Zusammen mit seinem Vater Kalman wurde Martin Kieselstein mit dem ersten Transport osteuropäischer Juden Mitte Juni 1944 von Auschwitz nach Dachau gebracht. Nach einem kurzen Aufenthalt in den Baracken des Durchgangslagers Rothschwaige kamen beide in das OT-Lager Allach, ein Außenlager des KZ Dachau. Dort wurden die Häftlinge unter schwersten Arbeits- und Lebensbedingungen vor allem zum Bau von Bunkeranlagen eingesetzt. Zeitweise konnte er in einer Großküche arbeiten, musste danach jedoch schwere Zementsäcke vom Bahnhof Allach in das BMW-Werk tragen.

Im Januar 1945 wurde Martin Kieselstein mit seinem Vater zurück nach Dachau verlegt. Beide mussten Ende April 1945 auf den Todesmarsch in Richtung der Alpen gehen und wurden dort von der US-Armee befreit. Kieselstein blieb zunächst in dem DP-Lager Feldafing, wo er sich von den Strapazen des KZ erholte und kehrte danach mit seinem Vater nach Siebenbürgen zurück.

Seit 1959 lebte Martin Kieselstein in Jerusalem. Er praktizierte dort als Arzt und betreute auch nach seinem Ruhestand Shoah-Überlebende, die seiner ärztlichen Hilfe bedurften. Darüber hinaus war es ihm ein Bedürfnis, den auf ihm lastenden Erinnerungen mit künstlerischen Werken zu begegnen. Er schuf Bilder und Skulpturen, die Verfolgung, Leid und auch der Hoffnung Ausdruck geben sollten. Im November 2006 wurden seine Werke in Dachau ausgestellt.

Nun ist Martin Kieselstein nach langer und schwerer Krankheit im Alter von 89 Jahren in Jerusalem gestorben. Er hinterläßt seine Ehefrau Eva, zwei Kinder und zahlreiche Enkelkinder.