Nachruf

Bruno Schachtner (1941-2025)

 |  16. Dezember 2025

Brennende Kerze auf dunklen Hintergrund

Foto von David Tomaseti auf Unsplash

Die KZ-Gedenkstätte Dachau trauert um Bruno Schachtner, einen langjährigen Wegbegleiter und Freund.

Bereits in den frühen 1980er Jahren zählte der 1941 geborene Dachauer zu den ersten, die sich für eine Internationale Jugendbegegnungsstätte einsetzten: Dort sollten sich junge Menschen aus aller Welt treffen können, um sich intensiver, als bei einem kurzen Gedenkstättenbesuch möglich, mit der Geschichte des Konzentrationslagers Dachau auseinanderzusetzen, aber auch um darüber nachzudenken, wie sie die Zukunft besser gestalten können.

Das erste Logo der Jugendbegegnung – zwei Figuren, die sich begegnen, in Solidarität verbinden, oder vielleicht tanzen – ging auf einen spontanen Scherenschnitt Bruno Schachtners zurück. Es steht auch symbolisch für die Herzlichkeit und das Verbindende mit der er auf seine Mitmenschen zuging.

Mit dieser Offenheit begegnete Bruno Schachtner auch den Überlebenden des KZ Dachau, die er im Lauf seines Lebens kennenlernte; viele von ihnen waren Überlebende aus der ehemaligen Sowjetunion, die der Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit regelmäßig zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers einlud und von denen jedes Mal auch Überlebende bei Bruno und seiner 2023 verstorbenen Frau Gisela zu Besuch waren.

Als Referent für Kultur, Fremdenverkehr und Zeitgeschichte war Bruno Schachtner bis 2003 Mitglied des Dachauer Stadtrates; dort stritt er dafür, dass die Stadt die Geschichte des Konzentrationslagers als einen untrennbaren Teil ihrer Geschichte akzeptierte und annahm.

Zahlreiche Dachauer Projekte zur Erinnerung an die Geschichte des Konzentrationslagers und zur Begegnung mit Überlebenden fanden unter Bruno Schachtners Beteiligung statt. Mit sprudelnder Kreativität brachte er sich dabei als Künstler, als Grafiker und Gestalter ein. So war auch die Plakataktion „Für eine Zeit Dachauer…“ seine Idee: Auf den städtischen Litfaßsäulen ließ der Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit in jedem Monat des Jahres 2005 – 60 Jahre nach Befreiung des Konzentrationslagers – ein anderes Foto eines ehemaligen Dachauer Häftlings anbringen. Überwiegend waren die Porträtierten bei Gedenkstättenbesuchen von der Karmeliterin Schwester Elija Boßler fotografiert worden; in einem Begleitband wurden die Biografien der Überlebenden vorgestellt.

Auch die Gestaltung zahlreicher Informationstafeln auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau gingen auf Bruno Schachtners Entwürfe zurück. Daher lag die Entscheidung nahe, dass die Stadt Dachau ihn 2008 damit beauftragte, die Tafeln für den „Weg des Erinnerns“ zu gestalten, der bis heute vom Dachauer Bahnhof zur KZ-Gedenkstätte führt und über die Zusammenhänge aufklärt, die zwischen der Geschichte des Konzentrationslagers und der Stadt bestanden.

Auch an vielen Ausstellungen und Publikationen der KZ-Gedenkstätte war Bruno Schachtner als Gestalter und Grafiker beteiligt. Das Design von Wechselausstellungen, von Schriftenreihen wie den Dachauer Heften und nicht zuletzt des Katalogs der großen Dauerausstellung von 2005 tragen seine unverwechselbare Handschrift.

Als Brückenbauer, als Vermittler, als Künstler und kreativer Geist, aber auch als kritischer Beobachter wird uns Bruno Schachtner fehlen. Unsere Gedanken sind bei ihm und seiner Frau Gisela, sowie bei ihren Hinterbliebenen, den beiden Töchtern Ursula und Barbara und allen Angehörigen.