Gedenkbotschaft Guy Pierre Gautier

Gedenkbotschaft Guy Pierre Gautier

Überlebender des KZ Dachau

 

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(Übersetzung des französischen Transkripts)

Guten Tag, mein Name ist Guy Pierre Gautier, ich bin 96 und war Häftling im KZ Dachau mit der Häftlingsnummer 73505.

In diesem Video möchte ich von der Befreiung des Konzentrationslagers erzählen.

Was waren die Anzeichen der Befreiung?

Seit zwei Tagen gibt es große Veränderungen.

Wir werden immer mehr Häftlinge. Unsere Bewacher kommen zunehmend aus verschiedenen Formationen, unter anderem von der Schutzpolizei. Die Appelle dauern nicht mehr so lang, was uns die Möglichkeit gibt, den Kontakt zwischen den Blöcken herzustellen. Das geheime Häftlingskomitee nimmt seine Tätigkeit auf. Die Schüsse aus der Luft haben aufgehört und die Deutschen haben ihre Posten verlassen.  So entdecken wir die Unterschlagung der Pakete des Roten Kreuzes. Gegen Mittag überfliegt ein kleines Aufklärungsflugzeug das Lager und wiederholt seine Beobachtungsmanöver in regelmäßigen Zeitabständen. Ist das die Vorbereitung auf die Befreiung des Lagers?

Hat das Warten lang gedauert?

Das Leben im Lager zieht sich hin, es treffen neue Häftlingstransporte ein. Der gesundheitliche Zustand wird unerträglich, die Fleckfiebersymptome verschlimmern sich, der Zugang zu den Toiletten wird schwieriger, die Todesfälle häufen sich, und die Verwesung der hinter dem Revier abgelegten Leichen beginnt. Das Komitee bemüht sich, die Ordnung aufrechtzuerhalten und rät dazu, wachsam zu bleiben für den Fall, dass die Deutschen eingreifen.

Wie habt ihr gewusst, dass ihr befreit wurden?

Heute Morgen ist der Himmel bewölkt, es ist trist und grau, es fallen ein paar Schneeflocken. Im Schutze eines Blocks beobachten wir die Bewegungen unserer Wachmänner. Zu unserer großen Überraschung sehen wir die ratlosen Soldaten, die verzweifelt ein Lied pfeifen und in einem unwirklich scheinenden Abmarsch aus dem Lager flüchten.

Die deutschen Häftlinge und die Kapos sind verschwunden, es bleiben nur noch die „unwichtigen“ Personen, als dieser wunderbare und riesige amerikanische Soldat erscheint.

Wie hast du die Befreiung persönlich erlebt?

Ich bin im Block 12, ein Mithäftling steigt auf einem Tisch, bringt die Männer um sich zusammen, und verlangt Schweigen.

„Kameraden, seit einer Stunde seid ihr freie Männer.“

Dann verbreitet sich Geschrei im Lager, eine Gruppe geht zum Eingang des Lagers, bricht die Türe auf und drängt in die Gebäude. Eine andere Gruppe geht zum Wachturm und hängt Flaggen auf. Wie durch ein Wunder hat ein russischer Häftling ein Akkordeon gefunden und spielt die Nationalhymnen, eine nach der anderen.

Dann umstellen die amerikanischen Truppen das Lager das Lager und besprühen uns mit DDT. Wir haben Hunger, wir haben Durst und wir sind desillusioniert…

Trotz alledem werden wir noch einen Monat warten müssen, bis wir wirklich frei sind.

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