Gestohlenes Eingangstor mit Inschrift „Arbeit macht frei“ der KZ-Gedenkstätte Dachau in Norwegen gefunden

 |  8. Dezember 2016

Der Präsident des Internationalen Dachaukomitees, General Jean-Michel Thomas, nahm diese Nachricht mit großer Genugtuung zur Kenntnis: „Auch wenn die Hintergründe für diese abscheuliche Tat noch nicht bekannt sind, so danke ich im Namen des Überlebendenverbandes für die Aufdeckung des Verbrechens und die internationale Anteilnahme nach dem Diebstahl des Lagertors. Dieser bedeutete letztlich eine Entweihung dieser wichtigen Gedenkstätte.“

Auch Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, zeigt sich erleichtert und dankt den Polizeibehörden in Norwegen und Deutschland für ihre sorgfältigen Ermittlungen: „Die KZ-Gedenkstätte freut sich mit den Überlebenden und ihren Angehörigen, dass die Hintergründe der Tat nun aufgeklärt werden und dieses besonders symbolträchtige Relikt des Konzentrationslagers nach einer justiziellen Aufarbeitung wieder an den Erinnerungsort zurückkehrt. Selbstverständlich wird es nach einer Restaurierung wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Ob wieder an dem historischen Standort oder als Teil der Dauerausstellung wird zusammen mit den Gremien der Stiftung Bayerische Gedenkstätten entschieden.“

Der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, reagierte auf diese Nachricht mit großer Freude: „Es ist für mich eine Erleichterung, dass dieser Originalbeweis für den Zynismus und die Menschenverachtung der Nazis wiedergefunden wurde. Ich gratuliere zu dem grenzübergreifenden Erfolg der Sicherheitsbehörden.“

Zur Geschichte des Gebäudes

SS-Angehörige zwangen Häftlinge im Mai und Juni 1936, das Jourhaus zu errichten. Das Jourhaus war der Ein- und Ausgang des Häftlingslagers und das Dienstgebäude der Lager-SS. Die Bezeichnung „Jourhaus“ kommt aus dem militärischen Sprachgebrauch (französisch jour = Tag) und bezeichnet, dass hier der Dienst des Tages untergebracht war. In dem Gebäude befanden sich die Diensträume für die Schutzhaftlagerführer, Rapport- und Blockführer. Der Durchgang des Gebäudes war durch ein geschmiedetes Tor verschlossen, durch das die Häftlinge nach ihrer Ankunft das Lager betraten und dann täglich zu den Arbeitskommandos marschieren mussten. Das Torhaus markierte so die Grenze zwischen der Außenwelt und der Inhaftierung. Dieses Tor wurde von Häftlingen in einer der Werkstätten des Lagers geschmiedet. Der politische Häftling Karl Röder musste auf Befehl der SS die Inschrift „Arbeit macht frei“ anfertigen, die nach Kriegsende entfernt und nach der Errichtung der Gedenkstätte im Jahre 1965 durch eine Rekonstruktion ersetzt wurde. In diesem Spruch spiegelt sich die verharmlosende NS-Propaganda wider, die darauf abzielte, die Konzentrationslager als „Arbeits- und Umerziehungslager“ darzustellen. Zugleich markieren diese Worte die zynische Haltung der SS gegenüber den Häftlingen, denn in den Konzentrationslagern war die Zwangsarbeit eines der zentralen Mittel des Terrors.