Gedenktage – Newsletter 8 – 2017

Gedenktage

Ludwig WörlVor 50 Jahren

Am 27. August 1967 starb Ludwig Wörl
(1906−1967). Der Münchner wurde bei einer Flugblattaktion verhaftet und Anfang
Mai 1934 nach Dachau gebracht. In seiner Funktion als Krankenpfleger im
Häftlingsrevier konnte er vielen Gefangenen das Leben retten. Seine aus tiefer
Humanität motivierten Hilfsaktionen setzte er nach seiner Überstellung in das
KZ Auschwitz im August 1942 fort. Nach seiner Befreiung im Außenlager Ebensee
des KZ Mauthausen im Mai 1945 engagierte sich Wörl in verschiedenen
Verfolgtenorganisationen. Seine Aussagen als Zeuge im Frankfurter
Auschwitz-Prozess (1961−1965) stellten einen wichtigen Beitrag zur Verurteilung
der verantwortlichen SS-Männer dar. Für seine Verdienste ehrte ihn die
Gedenkstätte Yad Vashem 1963 mit dem Titel „Gerechter unter den Völkern“.

 

Porträt Georg CharpakVor 25 Jahren

Am 14. Oktober 1992 erhielt Georges
Charpak (1924−2010), Professor für Physik und Chemie an der Universität Paris,
Mitarbeiter am Kernforschungszentrum CERN (Kanton Genf) und Dachau-Überlebender,
den Nobelpreis für Physik. Er stammte aus einer ostpolnischen jüdischen Familie
und erhielt in Paris eine schulische Ausbildung. Nach der Besetzung Frankreichs
schloss er sich mit falschen Papieren dem Widerstand an. Er wurde verhaftet,
konnte aber seine jüdische Herkunft verbergen. Im Juli 1944 wurde er im
Außenlager Landsberg/Lech des KZ Dachau zur Zwangsarbeit eingesetzt. Nach der
Befreiung im April 1945 kehrte er nach Paris zurück, konnte dort ein Studium an
der französischen Elitehochschule für Ingenieure absolvieren und promovierte
schließlich am Collège de France über experimentelle Kernphysik. Den Nobelpreis
erhielt er für die Erfindung und Entwicklung von Teilchendetektoren.

 

Jurij PiskunowVor 10 Jahren

Am 11. September 2007 starb Jurij Piskunov
(1926−2007) in Kiew. Er stammte aus Saporoshje in der Ukraine, wo er mit 17
Jahren als Eisenbahnarbeiter unter dem Vorwurf der Sabotage verhaftet und
schwer misshandelt wurde. Über das KZ Mauthausen kam er im November 1943 ins KZ
Dachau. Er scheiterte bei dem Versuch, eine deutsche Zeitung ins Lager zu schmuggeln,
die er bei einem Arbeitseinsatz in Bombenruinen gefunden hatte. Deshalb musste
Piskunov im August 1944 eine mehrtägige qualvolle Strafe in einer Stehzelle des
Arrestbunkers verbüßen. Seine Beschreibung dieser Haftsituation zählt zu den
eindrucksvollsten Zeugnissen, die es über das Lagergefängnis gibt. Piskunov
kehrte nach seiner Befreiung in die Ukraine zurück. Bis zu seinem Tod war er
Vertreter seines Landes im Comité International de Dachau (CID) und
regelmäßiger Gast und Zeitzeuge bei den Jugendbegegnungstagen in Dachau.

Fotos: Ludwig Wörl © KZ-Gedenkstätte Dachau, George Charpak © The Nobel Foundation, Jurij Piskunov © Elija Boßler

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