Nachruf
Dan Dougherty (1925-2025)
| 11. August 2025

Dan Dougherty bei der Befreiungsfeier in Dachau 2023 © KZ-Gedenkstätte Dachau
Die KZ-Gedenkstätte Dachau trauert um Dan Dougherty. Der amerikanische Befreier des KZ Dachau ist am 6. Juni 2025 im Alter von 100 Jahren gestorben.
Dan Dougherty wurde am 30. Mai 1925 in Austin, Minnesota, (USA) geboren. Nur 17 Tage nach seinem Highschool-Abschluss wurde er in die US-Armee eingezogen. Er diente in Frankreich und Deutschland in der 44. und später in der 45. Infanterie Division.
Dan Dougherty nahm am 29. April 1945 an der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau teil. Diese beschrieb er als eine der bedeutendsten Erfahrungen seines Lebens. In einem Interview mit einem Mitarbeiter der Gedenkstätte Dachau beschreibt er seine ersten, erschreckenden Eindrücke, als er das SS-Lagergelände des Konzentrationslagers betrat: „Darauf kann man sich einfach nicht vorbereiten, und wir waren hartgesottene Infanteristen, die an Tod und Zerstörung gewöhnt waren, aber es hat die Soldaten einfach umgehauen“ Am nächsten Tag war er in einer der US-Armee-Einheiten, die mehrere tausend KZ-Häftlinge im Dachauer Außenlager Allach befreit hat.
Für seinen Dienst in der US-Armee erhielt Dan Dougherty das Purple Heart und einen Bronze Star. Er wurde außerdem 2016 in die Ehrenlegion aufgenommen, Frankreichs höchste Auszeichnung für militärische und zivile Verdienste um Frankreich.
Nach seiner Rückkehr in die USA im Jahr 1945 konnte Dan Dougherty durch den „GI Bill“ studieren und schloss erfolgreich seinen Master ab. Während des Studiums lernte er seine spätere Frau, Norma, kennen. Sie heirateten 1951, bekamen vier Kinder, und blieben über 70 Jahre zusammen. Dan und Norma Dougherty zogen nach California, wo Dan dreißig Jahre lang erfolgreich als Versicherungsmakler tätig war. Zweifellos aufgrund seiner Kriegserfahrungen, unter anderem in Dachau, war er ein leidenschaftlicher Kriegsgegner. Er kandidierte 1980 für den Kongress und 1982 für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien.
In seinen späteren Jahren beschäftigte sich Dan intensiv mit der Befreiung des KZ Dachau und der Geschichte seiner Militäreinheit, der 45. „Thunderbird“ Infantry Division.
Er kehrte 2023 nach Deutschland zurück und hielt anlässlich der Feierlichkeiten zum 78. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau eine Rede, begleitet von Norma und sieben weiteren Familienmitgliedern. Bis zu seinen letzten Wochen stand er mit den Mitarbeitern der Gedenkstätte in Kontakt und war stets bereit, seine Zeit und sein Expertenwissen anderen bedingungslos anzubieten.
Die KZ-Gedenkstätte verliert mit Dan Dougherty nicht nur einen bedeutenden Zeitzeugen, sondern auch einen einmaligen Mitmenschen, dessen Optimismus, Herzlichkeit und Leidenschaft für Geschichte dem ganzen Team an der Gedenkstätte fehlen wird. Die Mitarbeiter/-innen der KZ-Gedenkstätte Dachau sind in Gedanken bei seiner Frau Norma und der ganzen Familie Dougherty.