Nachruf

Emilijan Cavnik (1928-2025)

 |  13. August 2025

Emilijan Cavnik steht bei der Befreiungsfeier 2023 vor dem Internationalen Mahnmal © KZ-Gedenkstätte Dachau

Emilijan Cavnik steht bei der Befreiungsfeier 2023 vor dem Internationalen Mahnmal © KZ-Gedenkstätte Dachau

Die KZ-Gedenkstätte Dachau trauert um Emilijan Cavnik, der im Alter von 96 Jahren am 15. April 2025 in Šoštanj (Slowenien) gestorben ist.

Emilijan Cavnik wurde am 6. Juli 1928 in Šoštanj in einer römisch-katholischen Familie geboren und begann im Jugendalter eine Lehre zum Beruf des Zimmermanns. Im Alter von 13 Jahren erlebte er den Einmarsch der Wehrmacht im damaligen Königreich Jugoslawien und dreieinhalb Jahre der Gewaltherrschaft. Viele seiner Verwandten wurden in die Konzentrationslager Auschwitz und Mauthausen deportiert, von wo sie nie zurückkehrten. Um einer Deportation oder der Einberufung in die Wehrmacht zu entgehen, schloss sich Emilijan Cavnik als 16-Jähriger dem Partisanenwiderstand der XIV. slowenischen Partisanendivision an. Ende des Jahres 1944 wurde er von den deutschen Besatzern gefangen genommen, eingesperrt und gefoltert. Über ein Gefängnis in Klagenfurt wurde Emilijan Cavnik Anfang Januar 1945 in das Konzentrationslager Dachau deportiert.

Im Konzentrationslager Dachau bekam er die Gefangenennummer 138046, welche er Zeit seines Lebens nie vergessen konnte. Die SS zwang ihn in Dachau zu harter Arbeit in eisiger Kälte und mit schlechter Kleidung. So musste er zum Beispiel auf dem Flughafen Schnee schaufeln und nach Bombenangriffen in München Schutt und Blindgänger beseitigen. Nach etwa einem Monat KZ-Haft in Dachau verschleppte ihn die SS am 6. Februar 1945 nach Schörzingen, einem Außenlager von Natzweiler in der Nähe von Frankreich. Dort wurde er gezwungen, im Steinbruch zu arbeiten und die Schützengräben auszuheben. In Schörzingen wurde Emilijan Cavnik Zeuge von extremer Folter und Misshandlungen. Sein Freund Florian, der aus seinem Heimatdorf in Slowenien kam und mit ihm bei den Partisanen gekämpft hatte, starb vor seinen Augen an Hunger und Erschöpfung.

Kurz vor dem Einmarsch der Alliierten im April 1945 wurde Emilijan Cavnik mit einem Häftlingstransport zurück ins KZ Dachau geschickt. Aufgrund einer Gleisstörung konnte der Zug Dachau aber nicht mehr erreichen. Die Häftlinge mussten nackt und schwer unterernährt zurück nach Dachau hinken. Dabei fanden viele Häftlinge den Tod. Emilijan Cavnik überlebte den Todesmarsch und erreichte Ende April 1945 das Konzentrationslager in Dachau. Dort wurde er in eine Baracke gesperrt, in der sich bereits viele tote Häftlinge befanden. Nach wenigen Tagen verlor Emilijan Cavnik aufgrund von Entkräftung, Hunger und Krankheit das Bewusstsein. Glücklicherweise wurde er von amerikanischen Truppen bei der Befreiung am 29. April 1945 gefunden und zweieinhalb Monate lang im amerikanischen Feldlazarett behandelt. Noch nicht vollständig genesen, verließ er das Lazarett und kehrte nach Jugoslawien zurück. Nach einem weiteren Aufenthalt im Krankenhaus von Ljubljana konnte er Ende 1945 schließlich in seine Heimat nach Šoštanj zurückkehren.

Nach seiner Rückkehr schloss er eine Ausbildung als Zimmermann und später auch als Bergmann ab. Den größten Teil seines Berufslebens verbrachte er als Bergmann im Kohlebergwerk von Velenje und ging 1978 in den Ruhestand. Er heiratete und hatte zwei Kinder, vier Enkelkinder und vier Urenkelkinder. Emilijan Cavnik beschrieb seine Erlebnisse in der Gefangenschaft in der Geschichte „Moja dachauska pot – Mein Dachauer Weg“. In seinen letzten Lebenstagen plädierte er dafür, junge Europäer in die KZ-Gedenkstätten zu bringen. Dort sollen sie lernen, dass viele Millionen Kinder, Frauen und Männer unnötig starben und litten, und dass Solidarität und Respekt zwischen Völkern und Nationen unerlässlich sind, um den Frieden zu genießen, der heute als selbstverständlich gilt.

Zur 78. Befreiungsfeier 2023 besuchte er mit seinem Enkelsohn Damir noch einmal die KZ-Gedenkstätte Dachau und berichtete in bewegenden Gesprächen von seinen Erlebnissen während des Zweiten Weltkriegs. Ein Besuch zum 80. Jahrestag der Befreiung war ihm leider nicht mehr vergönnt, aber er hielt bis zuletzt einen engen Kontakt zur KZ-Gedenkstätte Dachau.

Die KZ-Gedenkstätte verliert mit Emilijan Cavnik einen der vermutlich letzten slowenischen KZ Dachau-Überlebenden, der bis zuletzt für die Erinnerungsarbeit eintrat. Wir werden die bewegenden Begegnungen mit Emilijan Cavnik in guter Erinnerung behalten und sind in Gedanken bei seinen Angehörigen.