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Erste Sitzung der Jury zum Internationalen Mahnmal
| 7. November 2025

Internationales Mahnmal © Marion Vogel / KZ-Gedenkstätte Dachau
Eine internationale Jury hat sich vergangene Woche in einer ersten konstituierenden Sitzung in der KZ-Gedenkstätte Dachau über das Internationale Mahnmal und seine Geschichte informiert. Nach Impulsvorträgen verschiedener Opfervertretungen und von Forschenden wurde der künftige Umgang mit dem Internationalen Mahnmal diskutiert.
Kommentierung und Ergänzung des Internationalen Mahnmals
Das Internationale Mahnmal auf dem ehemaligen Appellplatz ist der zentrale Gedenkort zur Erinnerung an die Opfer des Konzentrationslagers Dachau. Es wurde auf Initiative der im Internationalen Dachau-Komitee (CID) vertretenen Überlebenden zwischen 1959 und 1968 realisiert. „Für unseren Vater, Nandor Glid, war das Internationale Mahnmal in Dachau sein bedeutendstes Werk, und wir stimmen darin mit ihm überein“, so Daniel und Gabriel Glid, die Söhne des Bildhauers. „Seine Worte leiteten uns dabei, unsere Position während der Jury-Diskussion darzulegen: ‚Mir ist bewusst, dass diese Arbeit niemals abbilden kann, was geschehen ist‘, sagte unser Vater zu Lebzeiten. Er verstand, dass das Denkmal ein Dokument seiner Zeit ist und keine vollkommene Abbildung der Wahrheit und fügte hinzu: ‚Der Künstler ist das Gewissen seiner Zeit.‘“, so Daniel und Gabriel Glid weiter.
Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau schließt sich an: „Das Denkmal verdient als Zeugnis seiner Zeit großen Respekt. Zugleich bedarf das Denkmal aus heutiger Sicht einer Kontextualisierung und Kommentierung. Zum einen sind im Winkel-Relief des Denkmals nicht alle Häftlingsgruppen repräsentiert, obwohl dies der Künstler Nandor Glid im ursprünglichen Entwurf vorgesehen hatte, zum anderen erscheint es angemessen, die Internationalität und Vielfalt der Gefangenen bei der Gestaltung des Denkmals stärker zu berücksichtigen.“
Dabei gilt es das Comité International de Dachau (die Vertretung der ehemaligen Häftlinge und ihrer Nachkommen), die Betroffenengruppen der verleugneten Opfer nationalsozialistischer Verfolgung, die Nachkommen Nandor Glids, die Denkmalpflege, die Geschichtswissenschaft und Gedenkstättenarbeit sowie Kunstschaffende in den Diskussionsprozess einzubeziehen.
„Das 1968 in der KZ-Gedenkstätte Dachau errichtete Internationale Mahnmal ist eines der wichtigsten Fundamente der Erinnerungsarbeit des Comité International de Dachau. Die Idee hinter dem Mahnmal, das ausdrucksstarke Kunstwerk von Nandor Glid, die Würde der jährlich dort stattfindenden Gedenkveranstaltungen und das Interesse von Millionen von Besucherinnen und Besuchern ehren alle Opfer der Hölle des Konzentrationslagers Dachau, unabhängig von ihrer Nationalität und ihrem Verfolgungsgrund. Die Hoffnungen aller Opfer an die Zukunft sind am Ausgang des Mahnmals formuliert in der Botschaft ‚Nie wieder‘“, so Dominique Boueilh, Präsident des Comité International de Dachau, zur Bedeutung des Internationalen Mahnmals.
In Abstimmung mit der Jury sollen gemeinsam Wege gefunden werden, das Denkmal zu kommentieren und zu ergänzen.
Besetzung der internationalen Jury
Die Jury setzt sich aus Nandor Glids Söhnen Daniel Glid (Belgrad) und Prof. Gabriel Glid (Akademie der Bildenden Künste Belgrad), Dominique Boueilh (Comité International de Dachau), Cristina Cristóbal (Comité International de Dachau), Sabine Brantl (Haus der Kunst München), Prof. Dr. Stefanie Endlich (Berlin), Prof. Dr. Nonnenmacher und Ines Eichmüller (Verband für das Erinnern an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus), Dr. Susanne Fischer (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege), Prof. Dr. Christian Fuhrmeister (Zentralinstitut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München), Marcella Herzenberger (Verband Deutscher Sinti und Roma – Landesverband Bayern), Dr. Julia Hörath (Freie Universität Berlin), Albert Knoll (Forum Queeres Archiv München e.V.), Dr. habil. Katarzyna Person (Museum Ghetto Warschau), PD Dr. Ljiljana Radonić (Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien) und Prof. Dr. Martin Schmidl (Kunsthochschule Kassel) zusammen.
Hintergrund zum Internationalen Mahnmal
Das Internationale Mahnmal auf dem ehemaligen Appellplatz des Konzentrationslagers ist der zentrale Gedenkort in der heutigen KZ-Gedenkstätte. Es wurde in den 1950er Jahren von der Überlebenden-Vereinigung Comité International de Dachau (CID) initiiert. Ziel war es, einen zentralen Ort zur Erinnerung an alle Opfer des KZ Dachau zu schaffen. Nach Ausschreibung zweier Gestaltungwettbewerbe, die der jugoslawische Künstler und Holocaust-Überlebende Nandor Glid für sich entschied, konnte die von ihm konzipierte Mahnmalanlage zwischen 1959 und 1968 realisiert werden. 2015 entwickelte die KZ-Gedenkstätte Dachau eine Ausstellung zur Geschichte des Mahnmals. Der deutsch- und englischsprachige Katalog ist im Handel erhältlich. Von 2019 bis 2022 wurde die zentrale Bronzeskulptur umfangreich saniert und restauriert. Die internationale Jury zur Kommentierung oder Ergänzung des Internationalen Mahnmals hat Ende Oktober 2025 erstmals getagt.