Mitteilung

Häftlingskleidung von Georges Schroeder an KZ-Gedenkstätte übergeben

 |  26. Juni 2025

Die Familie Schroeder bei der Kleidungsübergabe, 03.05.2025. Links der Kleidung: Marc und Luc Schroeder (Enkel von Georges Schroeder); rechts der Kleidung: Denis Pfeiffer (Vertreter der Gemeinde Sarreguemines); mittig: Dr. Gabriele Hammermann und Anja Henschel (KZ-Gedenkstätte Dachau).

Die Familie Schroeder bei der Kleidungsübergabe, 03.05.2025. Links der Kleidung: Marc und Luc Schroeder (Enkel von Georges Schroeder); rechts der Kleidung: Denis Pfeiffer (Vertreter der Gemeinde Sarreguemines); mittig: Dr. Gabriele Hammermann und Anja Henschel (KZ-Gedenkstätte Dachau) © KZ-Gedenkstätte Dachau.

Während der Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau erhielt die KZ-Gedenkstätte Dachau die Häftlingskleidung des ehemaligen KZ-Gefangenen Georges Schroeder als Schenkung. Neun Familienmitglieder und ein Vertreter seiner Heimatstadt Sarreguemines reisten hierfür aus Frankreich an.

Verfolgung der Familie

Georges Schroeder war vom 04.09.1944 bis zur Befreiung am 29.04.1945 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Sein Leidensweg begann jedoch schon früher. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs wurden ab 1942 Tausende junge Männer der annektierten Gebiete Elsass-Lothringens zwangsweise in die Wehrmacht eingezogen. Um dieser Bedrohung für ihre  Söhne zu entgehen, unterstützte die Familie Schroeder ein geheimes Hilfsnetzwerk für Wehrdienstverweigerer. Nach der Denunziation gerieten vier Familienmitglieder im November 1943 in Haft: Georges Schroeder, seine Ehefrau Catherine und ihre Söhne René und Armand wurden bis Kriegsende im Mai 1945 in unterschiedlichen Konzentrationslagern und NS-Haftstätten interniert. Alle vier überlebten die Zeit der Verfolgung.

Handwerkskenntnisse

Georges Schroeder war gelernter Schuhmachermeister und betrieb in seiner Heimatstadt Saargemünd / Sarreguemines eine Werkstatt. Seine Ausbildung verhalf ihm zeitweise, in witterungsgeschützten Arbeitskommandos in seinem Handwerk eingesetzt zu werden: Sowohl im KZ Natzweiler (Dezember 1943 bis September 1944) als auch im KZ Dachau musste er in lagereigenen Schuhwerkstätten arbeiten.

Zeichen des Widerstands

Als Lothringer wurde Georges Schroeder wie viele seiner Mitgefangenen dieser Herkunft von der SS als Deutscher angesehen. Daher wurde der rote „Winkel“ seiner Häftlingskleidung nicht mit dem französischen Länderkürzel versehen. Die SS vermerkte unter seiner Nationalität zunächst „Deutsches Reich auf Widerruf“.

Kurz nach der Befreiung des KZ Dachau veränderte Georges Schroeder die Zwangsmarkierung seiner Haftkleidung absichtlich. Zwischen seine Dachauer Häftlingsnummer und dem roten Dreieck der politischen Häftlinge nähte er eine französische Flagge und bemalte sie mit dem Lothringerkreuz als Zeichen des französischen Widerstands gegen das NS-Regime. In der KZ-Kleidung, aber mit einem sichtbaren Zeichen der Zugehörigkeit zur französischen Nation kehrte er in seine Heimat zurück. 1969 starb er, anerkannt als französischer Widerstandskämpfer.

Der Bayerische Rundfunk filmte die Übergabe der KZ-Kleidung und sendete den Beitrag in der Sendungsreihe Kontrovers am 07.05.2025 im Bayerischen Fernsehen (2:27-4:03).

George Schroeder nach seiner Rückkehr nach Sarreguemines, Mai 1945.
George Schroeder nach seiner Rückkehr nach Sarreguemines, Mai 1945 © privat.
Häftlingsjacke von Georges Schroeder mit seiner Dachauer Haftnummer 99269 und der französischen Flagge mit Lothringerkreuz.
Häftlingsjacke von Georges Schroeder mit seiner Dachauer Haftnummer 99269 und der französischen Flagge mit Lothringerkreuz © KZ-Gedenkstätte Dachau.