Neue Zeichnungen von Karel Frinta entdeckt

 |  31. Juli 2025

Die Familie von Karel Frinta begutachtet seine restaurierten Zeichnungen: vier Enkelkinder sowie eine seiner Töchter - Irena Malátová (mittig), 04.05.2025 © KZ-Gedenkstätte Dachau

Die Familie von Karel Frinta begutachtet seine restaurierten Zeichnungen: vier Enkelkinder sowie eine seiner Töchter - Irena Malátová (mittig), 04.05.2025 © KZ-Gedenkstätte Dachau

In einem mehrjährigen Projekt nimmt die KZ-Gedenkstätte Dachau ihre Objekt- und Kunstwerkesammlung näher in den Fokus. Neben klassischen Inventarisierungsarbeiten werden auch bestandserhaltende Restaurierungsmaßnahmen vorgenommen. Zudem wird die Entstehungs- und Provenienzgeschichte einzelner Objekte erforscht. Diese Recherchen führten bei bekannten Zeichnungen eines ehemaligen tschechischen Häftlings des KZ Dachau zu neuen Erkenntnissen und dem Fund weiterer künstlerischer Werke.

Drei Zeichnungen Karel Frintas mit Darstellungen der KZ-Zeit befinden sich seit langer Zeit in der Sammlung der KZ-Gedenkstätte Dachau und werden als Kopie auf Tafeln in der Dauerausstellung gezeigt. Bei der näheren Begutachtung der Werke ließen die Größe der Zeichnungen und die sorgsame Malweise mit lavierter Tusche Zweifel an der lagerzeitlichen Datierung der Werke aufkommen. Archivrecherchen brachten den Hinweis auf eine nachkriegszeitliche Entstehung sowie den Verweis auf frühere Skizzen. Erst die erfolgreiche Kontaktaufnahme zur Familie Karel Frintas brachte Licht ins Dunkel. Sie besitzt ein Konvolut mit bislang unbekannten Zeichnungen vom Mai 1945, welche sie zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau zur Ansicht mitbrachte.

Dieser Fund brachte einerseits Vorskizzen der ca. 20 Jahre später entstandenen Werke im Besitz der KZ-Gedenkstätte zu Tage.  Andererseits fanden sich darunter Darstellungen aus dem befreiten Lager. Die Versorgung der Überlebenden mit Lebensmitteln stellte ein zentrales Bildmotiv dar, welches sich in ganz ähnlicher Weise bei Zeichnungen von befreiten Mithäftlingen wiederfindet.

80 Jahre nach der Entstehung vergleichen Anja Henschel / KZ-Gedenkstätte Dachau (mittig) und die Angehörigen von Karel Frinta seine 1945 entstandenen Zeichnungen mit Werken seiner befreiten Mitgefangenen. 04.05.2025 © KZ-Gedenkstätte Dachau

Der Zeichnungsfund war Anlass, die Lebens- und Haftgeschichte Karel Frintas sowie einzelne seiner Werke näher zu beleuchten. Pavla Plachá (Institute for the Study of Totalitarian Regimes, Prag) und Anja Henschel (KZ-Gedenkstätte Dachau) präsentieren ihre Ergebnisse in einem Beitrag der aktuellen Ausgabe der tschechischen Zeitschrift „Paměť a dějiny“.

Cover der Zeitschrift Pamӗt´ a dӗjiny 1/2025 © USTR Prag
Der Aufsatz in der Pamӗt´ a dӗjiny über die Zeichnungen von Frinta © KZ-Gedenkstätte Dachau