Gedenkbotschaft Daniel Wollner
Gedenkbotschaft Daniel Wollner
Überlebender des KZ Dachau
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(Übersetzung des englischen Transkripts)
Meine Damen und Herren,
haben Sie vielen Dank, und das gesamte Organisationsteam, vielen Dank, dass Sie mich eingeladen haben für diese kurze Erzählung über einen Teil meines Lebens.
Mein Name ist Daniel Wollner, ich wurde 1927 geboren, am 31. Mai, somit bin ich 95 Jahre alt. Damals lebte ich in Budapest – ich war 17 Jahre alt, als die Deutsche Armee einmarschierte und begann, die Jüdinnen und Juden ins Ghetto zu bringen.
Nach einer kurzen Zeit im Ghetto, wurde ich nach Auschwitz verfrachtet, in einem Viehwaggon mit meiner Mutter und meinem acht Jahre alten kleinen Bruder. Und nach zwei Tagen im Viehwaggon, [wir waren] 70 bis 90 Personen, Alte oder Kinder, kein Essen, keine Toiletten, [gab es] eigentlich nichts, wissen Sie. Die Leute schliefen auf dem Boden. Nach zweieinhalb Tagen kamen wir in Auschwitz an. Um Mitternacht standen wir in der Selektion, vor Dr. Mengele, wurden getrennt, die einen zum Badehaus… Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht, was „Badehaus“ in Birkenau bedeutete.
Am nächsten Morgen in Birkenau fand ich heraus, dass meine Mutter und mein kleiner Bruder vergast und am nächsten Tag im Krematorium verbrannt wurden. Mit den meisten Personen aus dem Transport nahm es den gleichen Weg.
Nach zwei Monaten, die ich in Birkenau verbrachte – ein schrecklicher, schrecklicher Ort – kam ich nach Auschwitz in das „Arbeitslager“. Ich arbeitete dort, die Situation war besser, ein bisschen mehr Essen, ein bisschen bessere Schlafgelegenheiten. Und als die russische Armee vorrückte, gingen wir auf den Todesmarsch. Der Todesmarsch von Auschwitz – im Winter, im Dezember, Ende Dezember. Wir gingen den Todesmarsch von Auschwitz nach Groß-Rosen, über Gliwice.
Dort gab es ebenfalls ein Lager, aber wir verbrachten dort keine Zeit, wir lagen praktisch im Schnee für anderthalb Tage und wurden dann nach Dachau geschickt, in kleinen Eisenbahnwagen, mit denen sonst in Deutschland Kohle transportiert wurde, wissen Sie.
Und die Menschen… da waren keine Fenster, nur eine kleine Tür, als wir also in Dachau ankamen, kamen nur wenige Menschen aus diesen Güterwagen wieder heraus.
Wenig später fanden wir heraus: Es ist nicht ganz so schlimm wie in Auschwitz oder Birkenau. Insbesondere weil die Amerikaner und ihre Verbündeten jeden Tag Deutschland bombardierten. So hatten wir die Hoffnung, wir können es schaffen. Viele Menschen starben jedoch in dieser Zeit, vor Hunger und Krankheit.
Ende April bereiteten die Deutschen einen Transport vor, einen weiteren Todesmarsch. Sie gaben Pakete des Roten Kreuzes aus, welche bereits schon Jahre dort lagerten, aber nie an irgendjemanden ausgeteilt wurden. Also nahmen sie die Zigaretten und die Schokolade raus und gaben Kondensmilch und Sardinen aus. Die Leute aßen das, doch am nächsten Tag rollten sie [vor Schmerzen] auf dem Boden herum, niemand konnte sich mehr bewegen.
Jedenfalls gingen wir auf den Todesmarsch. Zuerst steckten sie uns in einen Zug, einen normalen Zug, aber die Amerikaner fanden es heraus und begannen den Zug zu bombardieren. Also gingen wir auf den Todesmarsch von Dachau nach Mittenwald-Seefeld. Es war strenger Winter, überall lag Schnee. Und so kamen wir in Mittenwald an und saßen dort zwei Tage lang. Ich entkam, durch einen kleinen Fluss, einen kalten Fluss. Und am nächsten Tag sah ich: Die Deutschen waren verschwunden und die Amerikaner kamen und befreiten uns.
Nach der Befreiung verbrachte ich noch zwei Monate in Deutschland und ging dann zurück nach Ungarn. Ich wusste, ich hatte keine Familie mehr. Mein Vater wurde vorher schon getötet, ihn konnte ich also auch nicht finden. Also ging ich zurück nach Ungarn.
1950 wurde ich zur ungarischen Armee einberufen, wo ich 58 Monate verbrachte. Als ich aus der Armee kam, heiratete ich. Dann kam die ungarische Revolution. Wir hatten ein 18 Monate altes Kind. Nach der ungarischen Revolution wurde uns klar, Ungarn kehrt zurück zu früher, zum Antisemitismus.
Also flohen wir mit einer Gruppe von Menschen und gingen nach Wien. Und wir beschlossen: Wir gehen nach Kanada. Nach einer kurzen Zeit hatten wir das OK der kanadischen Regierung, und dann kamen wir nach Kanada.
Die amerikanische Armee gab uns unser Leben – und Kanada gab uns wundervolle Hoffnung.
Entschuldigung. Das passiert, wenn man 95 Jahre alt ist. Man weint leichter. Ich habe damit gerechnet, ich wusste, dass das passieren wird.
Wie auch immer – ich lebe in Kanada, ich bin in Rente und ich lebe hier mit meiner Familie, ich habe Enkel.
Ich habe meine Frau vor einigen Jahren verloren, vor 4 Jahren, wissen Sie? Und ich versuche allein zu leben, ich weiß nicht, wie lange noch.
Aber die Erinnerungen an das Lager, die Wagons, die Viehwagons, das Laufen im Schnee und die Schläge, werde ich nie, niemals vergessen!
Nun, das ist in Kürze meine Lebensgeschichte, mit noch ein bisschen drumherum. Aber ich denke nicht, dass irgendjemand noch mehr hören will […] meines Lebens…
Ich bedanke mich sehr dafür, dass es mir ermöglicht wurde, diesen Teil meines Lebens mit Ihnen zu teilen. Also vielen, vielen Dank!