Kurzbiografie Solly Ganor

Solly Ganor (Sally Genkind) (18.05.1928 – August 2020)

 

Solly Ganor wurde als Sally Genkind am 18. Mai 1928 im Memelland geboren. Ab 1934 wuchs er im litauischen Kovno (Kaunas) auf. Als die Wehrmacht am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, flüchtete die Familie vor dem deutschen Vormarsch in Litauen. Auf der Flucht wurde Solly Ganors älterer Bruder getötet, die übrigen Familienmitglieder überlebten Luftangriffe und die oft tödliche Jagd litauischer Nationalisten auf die jüdische Bevölkerung. Da die Familie keine sichere Bleibe fand, kehrte sie nach Kaunas zurück. Im August 1941 wurde sie in das dort errichtete Ghetto verschleppt, wo die deutsche Besatzungsverwaltung innerhalb weniger Wochen fast 30.000 Menschen in ärmlichen Holzhäusern zusammenpferchte. Im Ghetto Kaunas verlor Solly Ganor viele seiner Angehörigen und entging selbst nur knapp dem Tod.

Mit dem Vormarsch der Roten Armee verschleppte die SS Solly Ganor zusammen mit seinem Vater im August 1944 von Kaunas in das KZ Stutthof bei Danzig und von dort aus nach Landsberg-Kaufering, einem Außenlagerkomplex des KZ Dachau. Hier musste er unter menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie verrichten. Im April 1945 trieb die SS die Häftlinge in Todesmärschen aus dem Außenlager Landsberg-Kaufering. Dabei wurde Solly Ganor am 3. Mai von US-Soldaten befreit. Auch sein Vater und seine ältere Schwester Fanny überlebten den Holocaust.

Nach dem Krieg arbeitete Solly Ganor für den US-Militärgeheimdienst als Übersetzer. 1948 wanderte er nach Israel aus, gründete eine Familie und baute sich eine neue Existenz auf. Wie viele KZ-Überlebende versuchte auch er die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Zunächst schwieg er über seine Erlebnisse, bis eine Begegnung mit einem der Befreier sein Leben veränderte. Er begann, sich intensiv mit seinen Erfahrungen auseinander zu setzen. Solly Ganor engagierte sich seit Anfang der 1990er Jahre als Zeitzeuge in Israel, in den USA und in Deutschland. Seine Lebensgeschichte veröffentlichte er 1995 zuerst auf Englisch unter dem Titel „Light one Candle“. Zwei Jahre später erschien die deutsche Übersetzung unter dem Titel „Das andere Leben“. Solly Ganor starb im August 2020 in der Nähe von Tel Aviv.

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