Mitteilung

Verabschiedung von Albert Knoll in den Ruhestand

 |  31. Mai 2024

Albert Knoll, langjähriger Archivar in der KZ-Gedenkstätte und seit 2017 Inhaber der Stabsstelle, tritt seinen wohlverdienten Ruhestand an. Zeit, auf seine Laufbahn, seine spannenden Projekte, sein ehrenamtliches Engagement und seine vielen Verdienste zurückzublicken und ihm für all das Danke zu sagen. Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, würdigt sein Engagement:

„Im Anschluss an sein Studium der Geschichte und Literaturwissenschaften war Albert Knoll im historischen Archiv des Bayerischen Rundfunks tätig. Er absolvierte eine Ausbildung zum Dokumentar und Archivar.

Am 1. Februar 1997 trat Albert Knoll die erstmals eingerichtete Stelle als Archivar der Gedenkstätte an. Der Zeitpunkt war keineswegs zufällig, seine Einstellung erfolgte auch im Zusammenhang mit der ersten großen Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Dachau, die anlässlich des 50. Jahrestags der Befreiung des KZ Dachau beschlossen worden war und von 1997-2002/2003 dauerte. Er übernahm eine erste Version einer Datenbank, die auf der Basis der Akten des Landesentschädigungsamts über die Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau erstellt worden war. Er hat diese Datenbank in eine inhaltlich und technisch völlig neue Qualität überführt und alle Informationen zu den ehemaligen Häftlingen – Dokumente, Bücher, Fotos – verknüpft. Wichtig war ihm immer, dass die personenbezogenen Daten der Häftlinge im Mittelpunkt des Archivs stehen. Und so entwickelte er das Archiv zum Herzstück der Gedenkstätte, das um die Jahrtausendwende zu einer wichtigen Anlaufstelle wurde für die Überlebenden, viele aus der ehemaligen Sowjetunion, die bei der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft einen Antrag auf eine Entschädigung stellten. Von der Süddeutschen Zeitung gefragt, was ihn zu der Arbeit in die Gedenkstätte gebracht hätte und was seine größte Motivation sei, antwortete er, Antifaschismus und der Kampf gegen Rechts.

2002/2003 wurde eine neue Dauerausstellung mit dem Leitmotiv „Der Weg der Häftlinge” eröffnet, historische Räume wie der „Schubraum“ und das Häftlingsbad sowie das ehemalige Lagergefängnis mit einbezogen. Wegweisend war die Öffnung des historischen Lagereingangs. Albert Knoll stellte für die Ausstellung Dokumente, Zeichnungen und Fotos aus dem Gedenkstättenarchiv zur Verfügung. Aus in- und ausländischen Archiven wurden zahlreiche Dokumente, Objekte, Fotografien, Filme und Zeichnungen zusammengetragen. Auch Überlebende und ihre Familien stellten uns viel zur Verfügung. Eine spannende, von vielen politischen Diskussionen begleitete und herausfordernde Zeit.

Zur Seite standen uns Überlebende, etwa Max Mannheimer, Stanislaw Zamecnik aus Tschechien, Albert Theis aus Luxemburg, die sich an der Ausstellung in Arbeitsgruppen und Gremien beteiligten, besonders Stanislaw Zamecnik. Für alle Überlebenden und ihre Familien war Albert Knoll ein vertrauter Ansprechpartner und enger Freund. In dieser Zeit wuchs auch unser Videoarchiv mit Zeitzeugeninterviews. Albert Knoll ist und war ein fester Gesprächspartner. Inzwischen hat die Gedenkstätte eine beeindruckende Zahl an Interviews mit Überlebenden. Angehörige baten ihn um Hilfe bei der Recherche zu ehemaligen Häftlingen des KZ Dachau.

Ganz wichtig war Albert Knoll das „Gedenkbuch für die Toten des Konzentrationslagers Dachau“, in erster Linie, um die Würde der Verstorbenen zu bewahren und den durch Mord, Folter und unmenschliche Lebensbedingungen zu Tode gekommenen Opfern des Konzentrationslagers ihren Namen wieder zurückzugeben. Herr Knoll leitete das mehrjährige Forschungsprojekt, an dem Kolleg/-innen der Gedenkstätte beteiligt waren. Die Veranstaltung zur Veröffentlichung des Totenbuchs war verlesen von Schüler/-innen in der Originalsprache außerordentlich bewegend.

Seit fast 30 Jahren forscht und publiziert Albert Knoll zu der lange verdrängten Opfergruppe der homosexuellen Häftlinge des KZ Dachau und kämpft für die Rechte von Schwulen und Lesben. Er hat vieles dazu publiziert, unter anderem 1998 einen Aufsatz in den Dachauer Heften unter dem Titel „Totgeschlagen – totgeschwiegen. Die homosexuellen Häftlinge des KZ Dachau“. Er ist Vorstand und Gründungsmitglied des Forums Queeres Archiv München und verantwortet im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit Ausstellungsprojekte und Publikationen. Äußerst bekannt und beliebt sind seit vielen Jahren seine Fahrradtouren zu historischen Orten des Nationalsozialismus und der jüdischen Geschichte in München.

Im Jahr 2015 wurde Albert Knoll für seine Arbeit als Archivar mit dem „Archivist of the Year Award“ der gemeinnützigen Scone-Foundation in New York ausgezeichnet. 2016 erhielt er vom Comité International de Dachau den André-Delpech-Preis, 2017 ehrte ihn dann die Landeshauptstadt München mit der Medaille „München leuchtet – Den Freundinnen und Freunden Münchens“.

Albert Knoll engagiert sich seit Jahrzehnten in der Erinnerungsarbeit. Seine Tätigkeit auf allen genannten Feldern möchte er unbedingt als politische Arbeit verstanden wissen. Wir wünschen unserem langjährigen Kollegen weiterhin viele spannende Projekte, Gesundheit und Freude und sind glücklich, dass er uns in vielerlei Hinsicht weiterhin erhalten bleibt.“