Verleihung des Verdienstordens der Republik Italien an Dr. Gabriele Hammermann

 |  29. Oktober 2014

Von links nach rechts:Italienischer Generalkonsul Filippo Scammacca del Murgo, Dr.Gabriele Hammermann, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten Karl Freller, Abba Naor, Claudio Cumani (Leiter des Komitees der Italiener im Ausland - Konsularbezirk München).

Mit folgender Begründung hat der Präsident der Italienischen Republik Frau Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, den Verdienstorden der Republik Italien verliehen:

„Der Präsident der Italienischen Republik hat Fr. Dr. Gabriele Hammermann den Verdienstorden der Republik Italien verliehen. Sie ist Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau. Sie wird mit diesem Orden für Ihr Engagement für die Beibehaltung und Förderung der Kenntnis und der Gedenkkultur, mit besonderem Hinblick auf die italienischen Opfer der Verfolgung und der Nazibarbarei, ausgezeichnet. Gabriele Hammermann hat sich als Historikerin und Verantwortliche der Gedenkstätte Dachau für die Forschung, für die Förderung des Meinungsaustauschs und für die Bekanntmachung der Lage der italienischen Staatsbürger, die während der Nazizeit in Deutschland gefangen waren, auf vielfache Weise eingesetzt. Zu ihren Werken zählt die immense Forschung über die italienischen Militärinternierten in Deutschland zwischen 1943 und 1945. Sie hat Jahre an ausführlicher Forschung durch ein umfangreiches und detailliertes Nachschlagen von Archiv- und Gedenkunterlagen sowie Zeitzeugenberichten investiert, einer sozialgeschichtlichen Methode zufolge. Dies hat eine objektive Wiedergabe der Lage von über 600.000 Italiener, die nach dem Waffenstillstand von 8. September 1943 nach Deutschland deportiert wurden, ermöglichen können.“

Lebenslauf

Dr. Gabriele Hammermann (1962) leitet seit 2009 die KZ-Gedenkstätte Dachau. Sie hat Geschichte, Kunstgeschichte und Soziologie an den Universitäten München und Trier studiert. 1989/90 war sie Stipendiatin am Deutschen Historischen Institut in Rom. Seit 1996 ist sie im Gedenkstättenbereich tätig, zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Buchenwald, seit 1997 als stellvertretende Leiterin in Dachau. Sie schrieb ihre Doktorarbeit, deren Übersetzung in Italien mit einem Literaturpreis ausgezeichnet wurde, zum Thema „Zwangsarbeit für den Verbündeten. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der italienischen Militärinternierten in Deutschland 1943-1945“, Tübingen 2002. Ferner veröffentlichte sie Aufsätze über verschiedene Themen zur Geschichte des KZ Dachau, darunter über Zwangsarbeit, einzelne Häftlingsgruppen und Verbrechen am Ende des Krieges.
Gabriele Hammermann ist Mitglied mehrerer wissenschaftlichen Beiräte so etwa der „Topografie des Terrors“, der Dokumentation Obersalzberg, des NS-Dokumentationszentrums München, des Gebäudes 116 Augsburg und des Dokumentationszentrums zur Zwangsarbeit Berlin. Sie war Mitglied der deutsch-italienischen Historikerkommission, die 2008/09 von den Außenministern beider Länder eingerichtet wurde. Auftrag der Kommission, die Ende 2012 ihren Abschlussbericht vorgelegt hat, war es, die gemeinsame Kriegsvergangenheit zu erforschen, beispielsweise mit Blick auf die Perspektive der deutschen Soldaten und die Erfahrungen der italienischen Bevölkerung mit der Besatzungsmacht.
Im Oktober 2014 erschien das von ihr herausgegebene Buch: „Zeugnisse der Gefangenschaft. Aus Tagebüchern und Erinnerungen italienischer Militärinternierter in Deutschland 1943-1945“.