Nachruf

Vladimir Feierabend (1924-2020)

 |  18. September 2020

Vladimir Feierabend bei einem Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Sr. Elija Boßler)

Die Gedenkstätte trauert um Vladimir Feierabend. Der tschechische Überlebende des KZ Dachau starb am 13. September 2020 im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt Prag. Mit ihm verliert die Gedenkstätte einen wichtigen Zeitzeugen und liebenswürdigen Freund.

Vladimir Feierabend wurde am 7. Juli 1924 in Prag geboren. Sein Onkel Ladislav Feierabend (1891-1969) war ein tschechoslowakischer Minister, der sich den deutschen Besatzern widersetzte und im Februar 1940 außer Landes floh. Er wurde in London Minister in der Beneš -Exilregierung. Nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich wurde die gesamte Familie Feierabend am 1. Juli 1942 von der Gestapo in Sippenhaft genommen und in Konzentrationslager gebracht. Vladimir war zu diesem Zeitpunkt Gymnasialschüler.

Die Verhafteten kamen zunächst in das KZ Theresienstadt. Am 11. September 1942 wurden Vladimir, sein Bruder Karel (1922-1993), sein Vater Karel (1892-1976) und sein Großvater Karel (1861-1945) nach Dachau gebracht. Sein Großvater, ein Universitätsprofessor, war der älteste Überlebende des KZ Dachau, Vladimirs Mutter Marie und seine Tante kamen in das KZ Ravensbrück. Der Briefwechsel zwischen Vladimir und seinem Bruder Karel mit der Mutter in Ravensbrück ist erhalten geblieben.

Vladimir Feierabend mußte zunächst in den Arbeitskommandos Baulager II und Bekleidungslager des KZ Dachau arbeiten und kam danach als Schreiber in die Politische Abteilung, wo er bei der Aufnahme der Neuzugänge eingesetzt war. Er erkrankte im Januar 1943 an Bauchtyphus, verbrachte mehrere Monate im Krankenrevier und konnte geheilt werden. Alle vier Mitglieder der Feierabend-Familie hatten das große Glück, das KZ Dachau zu überleben und kehrten nach mehreren Wochen nach Prag zurück, wo sie die weiblichen Familienmitglieder trafen, die Ravensbrück überlebt hatten.

Vladimir Feierabend studierte Medizin und wurde Arzt. Sein älterer Bruder Karel wanderte im Zuge des Prager Frühlings nach Österreich aus.  Vladimir war seit 1990 Vorsitzender der tschechischen Lagergemeinschaft und Mitglied im Exekutivkomitee des Comité International de Dachau (CID). Unermüdlich war er in der Tschechischen Republik aber auch bei seinen zahlreichen Besuchen in Dachau bemüht, seine Erfahrungen mit der NS-Diktatur an die jüngeren Generationen weiterzugeben. Stets war er ein freundlicher und geduldiger Gesprächspartner, der sein Gegenüber mit seiner Bescheidenheit und Klugheit einzunehmen vermochte. Vladimir Feierabend war einer von zwölf ehemaligen Häftlingen, die im Rahmen der Plakataktion „Für eine Zeit Dachauer…“ im Jahr 2005 auf den Dachauer Litfaßsäulen porträtiert wurde. Diese Aktion wurde 2020 wiederholt und sollte die Feier zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau begleiten. Bedingt durch die Covid-19-Schutzmaßnahmen musste diese Feier abgesagt werden. Gerne hätte die Gedenkstätte Vladimir Feierabend dann auch gerne wieder hier begrüßt. Nun bleibt uns nur noch, der Familie und allen Freunden, die sich mit Vladimir Feierabend verbunden fühlten, viel Kraft zu wünschen.