Nachruf

Volodymyr Dshelali (1925-2020)

 |  1. Dezember 2020

Die KZ-Gedenkstätte trauert um Volodymyr Iwanowitsch Dshelali. Der ukrainische Überlebende starb am 13. November 2020 in seiner Heimatstadt Mariupol.

Dshelali wurde 1925 im Oblast Donezk im Osten der Ukraine geboren, seine Familie hatte griechische Wurzeln. Er wuchs in Mariupol auf und war früh von Musik begeistert. Als er die achte Schulklasse abgeschlossen hatte, erlebte er den Einmarsch der Wehrmacht. Der junge „Wolodja“, wie er genannt wurde, beschloss mit seinen Freunden den Widerstand zu unterstützen:  sie verbreiteten Flugblätter und Berichte des „Sowinformbjuros“ und nahmen teil an der Vorbereitung von Sabotageakten.

Im Alter von 17 Jahren wurde Volodymyr Dshelali zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Er musste schwere Arbeit im Eisenhüttenwerk von Neunkirchen im Saarland leisten. Er scheiterte beim Versuch, im Sommer 1942 nach Frankreich zu fliehen, wurde verhaftet und ins KZ Dachau gebracht, wo er die Häftlingsnummer 32271 tragen musste.

Im KZ arbeitete er in der Schreinerei und gewann die Freundschaft des ehemaligen Vorsitzenden der griechischen kommunistischen Partei, Nikos Zachariadis. Beiden gelang der Schmuggel von Paketen ins Lager. Kurz vor Kriegsende konnte Dshelali aus einem Arbeitskommando des Aussenlagers Mühldorf fliehen und sich bis zum Eintreffen der US-Army bei einem Bauern verstecken.

Volodymyr Dshelali kehrte zurück in die Ukraine und diente drei Jahre in der sowjetischen Armee. Er studierte an einer landwirtschaftlichen Hochschule, verlor aber nie seine Leidenschaft für die Musik. Er bildete sich über ein Fernstudium an der Musikhochschule Donezk weiter und arbeitet schließlich 45 Jahre lang als Musiklehrer. Neben der Musik schrieb Dshelali zahlreiche lyrische Werke, in denen er auch seine Kriegserlebnisse verarbeitete. Sein Wunsch war: „Schicksale, Leiden und Tod aller Verfolgten und Ermordeten dürfen nie vergessen werden“.

Dshelali nutzte die wenigen Möglichkeiten, die sich ihm boten, um Dachau wieder zu besuchen. Immer wieder mahnte er in seinen Ansprachen – etwa am Mahnmal für die sowjetischen Erschießungsopfer in Hebertshausen – vor Gewalt und Krieg. Am 27. Januar 2018 hielt er auf Einladung der Gedenkstätte und der Stadt Dachau im Rathaus die Rede zum Holocaustgedenktag.

Am 13. November 2020 starb Volodymyr Dshelali in seiner Heimatstadt Mariupol an den Folgen einer Covid 19-Erkrankung. Die Gedenkstätte Dachau verliert einen gebildeten und äußerst geschätzen Freund und Zeitzeugen.