Häufige Fragen unserer Besucher

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Zeichnung Bloch

„Zählappelle im November 1938“ vom jüdischen Maler David Ludwig Bloch

Frage:

Stimmt
es, dass die Anzahl der jüdischen Häftlinge im Konzentrationslager Dachau als
Folge der Novemberpogrome im Jahre 1938 drastisch zunahm?

 

Antwort:

Ein Viertel aller insgesamt
200.000 Gefangenen des Konzentrationslagers Dachau und seiner Außenlagern war
jüdischer Herkunft. Schon
unter den ersten Häftlingen 1933 befanden sich einzelne Juden. Ihre Zahl stieg
1937 erstmals auf ca. 200-250 Gefangene an, weil jüdische Häftlinge aus anderen
Lagern in Dachau zusammengefasst wurden. Im Sommer 1938 – nach der Annektierung
Österreichs – verschleppte die SS weitere 1434 Juden in das KZ Dachau.

Im Rahmen der Novemberpogrome 1938 ließen Gestapo und
Sicherheitspolizei schließlich über 26.000 jüdische Männer verhaften und in die
Konzentrationslager Sachsenhausen, Buchenwald und Dachau bringen, um sie zur
Aufgabe ihrer letzten Vermögen und zur Auswanderung zu erpressen. Insgesamt
10.911 Juden wurden damals in das KZ Dachau gebracht. Die SS isolierte sie von
den anderen Häftlingen und zwang sie tagelang zum Strafstehen oder Exerzieren;
innerhalb von zwei Monaten kamen 151 Juden ums Leben. Die meisten der Überlebenden wurden zwar nach und nach entlassen, einige
hundert befanden sich jedoch noch Mitte 1939 in KZ-Haft. Und selbst von den
Entlassenen gelang nicht allen die Flucht aus dem deutschen Reich: Sie wurden
erneut verhaftet und schließlich in die nationalsozialistischen
Vernichtungsstätten deportiert.

Da die Arbeitskraft der
Gefangenen für die Rüstungsprojekte des NS-Staates eine immer größere Bedeutung
bekam, verschleppte die SS im Sommer 1944 erneut fast 35.000 „arbeitsfähige“
Juden – vor allem aus Ungarn, der Tschechoslowakei, Litauen und Polen – über
Auschwitz-Birkenau und das KZ Warschau nach Dachau und vor allem in die
Dachauer Außenlager. Die Haft- und Arbeitsbedingungen vor allem in den
Außenlagerkomplexen Mühldorf und Kaufering waren katastrophal, mehr als jeder
dritte Häftling kam dort ums Leben, zahlreiche andere Häftlinge wurden in den
sicheren Tod nach Auschwitz, Bergen-Belsen und Flossenbürg transportiert, oder
sie starben auf den Todesmärschen bei der Räumung der Lager.

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