Max Mannheimer

„Ihr seid nicht für das verantwortlich, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“

 

geboren am 06. Februar 1920 in Neutitschein

gestorben am 23. September 2016 in München

Max Mannheimer wurde 1920 als ältester Sohn von Jakob und Margarethe Mannheimer geboren. Gemeinsam mit seinen Brüdern Erich, Ernst und Edgar sowie seiner Schwester Käthe wuchs er in Neutitschein in der ehemaligen Tschechoslowakei auf. Nach dem Ende seiner Schulzeit besuchte Max von 1934 bis 1936 eine Handelsschule und fand schließlich eine Anstellung in einem kleinen Kaufhaus.

Infolge der Besetzung des Sudetenlandes durch das nationalsozialistische Deutschland und der damit einhergehenden antisemitischen Ausschreitungen musste die siebenköpfige jüdische Kaufmannsfamilie im Januar 1939 nach Ungarisch Brod – dem Geburtsort der Mutter – fliehen. Dort arbeitete Max beim Straßenbau und heiratete im September 1942 Eva Bock. Im Januar 1943 wurde die gesamte Familie Mannheimer zuerst nach Theresienstadt und schließlich nach Auschwitz deportiert. In diesem Konzentrationslager wurden Max‘ Eltern, seine Schwester, seine Frau sowie seine Brüder Erich und Ernst ermordet. Die Brüder Edgar und Max wurden von Auschwitz in das Konzentrationslager Warschau und schließlich in das Konzentrationslager Dachau sowie dessen Außenlager Karlsfeld und Mühldorf deportiert.

Max Mannheimer lernte nach seiner Rückkehr nach Neutitschein seine zweite Ehefrau Elfriede Eiselt, eine deutsche Widerstandskämpferin, kennen. Mit ihr und der gemeinsamen Tochter Eva zieht er nach München. Nach dem Tod Elfriedes heiratet er 1965 die Amerikanerin Grace Franzen, die 1966 seinen Sohn Ernst zur Welt bringt.

Seit den 1980er Jahren engagierte sich Max Mannheimer aktiv für eine Kultur des Erinnerns und des Gedenkens sowie gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus. Der KZ-Gedenkstätte Dachau war er bis zu seinem Tod im September 2016 eng verbunden – so hatte er seit 1990 den Vorsitz der Lagergemeinschaft Dachau inne und war seit 1995 Vizepräsident des Comité International de Dachau. Ein großes persönliches Anliegen war ihm jedoch zeitlebens das Gespräch und die Begegnung mit Schülerinnen und Schülern. Auch heute ist der Name Max Mannheimer mit München und Dachau eng verbunden und weiterhin präsent: So sind der zuvor namenlose Platz vor dem NS-Dokumentationszentrum in München und das Jugendgästehaus in Dachau nach ihm benannt. Und erst seit Anfang Januar 2020 trägt das Gymnasium Grafing im Landkreis Ebersberg folgenden Namen: Max-Mannheimer Gymnasium.

Die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel läuft neben dem Dachau-Überlebenden Max Mannheimer, der im Rollstuhl sitzt. Max Mannheimer hat sich bei ihr eingehakt. (Bildrechte: Sebastian Freller)

Max Mannheimer mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel bei der Befreiungsfeier 2015 (KZ-Gedenkstätte Dachau)

Am 06. Februar 2020 wäre Max Mannheimer 100 Jahre alt geworden. Die KZ-Gedenkstätte Dachau erinnerte aus diesem Anlass gemeinsam mit Ernst Mannheimer, dem Sohn Max Mannheimers, an den beliebten und unvergessenen Zeitzeugen und Versöhner. Das Geschichtszentrum und Museum Mühldorf eröffnete kürzlich eine Ausstellung über Max Mannheimer als Künstler.

Hören Sie hier einen Audiobeitrag mit den Erinnerungen Max Mannheimers:

Die Beiträge sind Teil des Audioguides der KZ-Gedenkstätte Dachau, der im Besucherzentrum entliehen werden kann.