Vortragsreihe „Dachauer Prozesse“

Themen: Hadamar Trial 1945 und ‚Invalidentransporte‘

 |  07.09.2022  | 18:30—20:30

 

Hadamar Trial 1945: Der erste „Euthanasie“-Prozess in den westlichen Besatzungszonen.
Justitielle und erinnerungskulturelle Dimensionen

 

Der „Hadamar Trial“ war der erste „Euthanasie“-Prozess in den westlichen Besatzungszonen. Im Rahmen der „Aktion T4“ und danach im Zuge der „dezentralen Euthanasie“ wurden in der Tötungsanstalt Hadamar in Hessen von 1941–1945 fast 15.000 Menschen ermordet. Die US-Militärregierung stellte im Oktober 1945 sechs Männer und eine Frau vor Gericht, darunter den  Verwaltungsleiter und den Chefarzt der Tötungsanstalt. Ihnen wurde insbesondere die Ermordung von über 400 sowjetischen und polnischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern zur Last gelegt.

Mit den US-Ermittlungen und dem „Hadamar Trial“ begannen die justitiellen und erinnerungskulturellen Auseinandersetzungen mit den NS-Krankenmorden – einem Verbrechen, das über Jahrzehnte weitgehend unbeachtet blieb und dessen Opfer verdrängt wurden.

 

Jan Erik Schulte
ist Leiter der Gedenkstätte Hadamar. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, Erinnerungskultur nach 1945 und kanadische Zeitgeschichte. Seit 2016 ist er Privatdozent für Zeitgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum.

 


 

‚Invalidentransporte‘.
Die Ermordung von KZ-Häftlingen in Schloss Hartheim
im Rahmen der ‚Sonderbehandlung 14f13‘

 

Die Morde an psychisch kranken und behinderten Menschen im Rahmen der „Aktion T4“ in zentralen, mit Gaskammern versehenen Tötungsanstalten ab Januar 1940 waren der Auftakt der systematisch-industrialisierten Massenmorde des Nationalsozialismus. Deren Entgrenzung und Radikalisierung zeigt sich besonders deutlich am Beispiel der Mordaktion „Sonderbehandlung 14f13“, die im Frühjahr 1941 einsetzte. Schwerkranke, arbeitsunfähige und auch politisch missliebige Häftlinge aus Konzentrationslagern sollten nun ermordet werden.

Bei der Umsetzung bediente sich die SS der Mordmaschinerie der „T4“. Gutachterärzte der „T4“ selektierten in den mehreren Konzentrationslagern die Häftlinge, die dann ab Sommer 1941 in den „Euthanasie“-Tötungsanstalten Bernburg, Hartheim und Pirna-Sonnenstein ermordet wurden.

Anfang 1942 begannen auch die „Invalidentransporte“ aus dem KZ Dachau nach Hartheim. Rund 2.600 Häftlinge dieses KZ wurden bis Ende 1942 in der Gaskammer des Schlosses ermordet.

 

Florian Schwanninger
ist ein österreichischer Historiker mit Schwerpunkten zur NS-Euthanasie und Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus. Seit 2014 ist er Leiter des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim in Österreich.

 


 

Begleitend zur aktuellen Sonderausstellung „Dachauer Prozesse – Verbrechen, Verfahren und Verantwortung“ findet ab September eine Vortragsreihe an der KZ-Gedenkstätte Dachau statt. Diese befasst sich mit der Ahndung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen durch US-Militärgerichte und die nachfolgende Rechtsprechung in der Bundesrepublik Deutschland. Neben den großen Konzentrationslagerprozessen werden ebenso die Verfahren wegen der Ermordung abgestürzter amerikanischer Flieger und Kriegsgefangener als auch deren juristische Grundlagen behandelt.

 

Anmeldung     Keine Voranmeldung notwendig

Ort     Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte Dachau, Pater-Roth-Str. 2a, 85221 Dachau

Die Teilnahme ist kostenlos. Die Veranstaltung ist im Nachgang auf dem YouTube-Kanal der KZ-Gedenkstätte Dachau online verfügbar.