Zeitzeugengespräch

Zeitzeugengespräch mit Andrej Korczak Branecki am „Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus“

Am Dienstag, 27. Januar 2015, findet auf Einladung des „Runden Tisches für Zeitgeschichte“ wie jedes Jahr anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus ein Zeitzeugengespräch statt. Als Zeitzeuge spricht Andrej Korczak Branecki.

Andrej Korczak Branecki wird am 15. Januar 1930 als viertes und jüngstes Kind der Familie Branecki in Warschau (Polen) geboren. Der Vater stirbt noch vor Kriegsbeginn und Andrej muss kurz nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 die Schule verlassen, da die Mutter die fünfköpfige Familie allein nicht mehr ernähren kann.
Andrej verdient sich mit Hilfsarbeiten ein wenig Geld und tritt 1941 den Pfadfindern bei. Getreu dem Pfadfinder-Eid „Menschen zu helfen, Gott und Vaterland zu dienen“, engagiert er sich in der Widerstandsbewegung. Als am 1. August 1944 in Warschau der Aufstand gegen die deutschen Besatzer ausbricht, ist der 14jährige Andrej Korczak Branecki unter den Widerstandskämpfern.
Im September 1944 wird er verhaftet und zusammen mit anderen Aufständigen zuerst in ein Sammellager, dann auf Viehwagons ins KZ Dachau gebracht. Dort erhält er die Häftlings-Nummer 106016.

Bald danach beginnt seine Odyssee durch verschieden Lager. Er kommt nach Mannheim-Sandhofen, einem Außenlager des KZ Natzweiler, und muss dort in den Daimler-Benz-Werken arbeiten. Im Dezember 1944 wird Andrzej Korczak Branecki ins KZ Buchenwald und im Januar 1945 zur Zwangsarbeit in die Adlerwerke nach Frankfurt am Main gebracht.

Mitte März 1945 wird er auf einen „Todesmarsch“ nach Buchenwald geschickt. Nach zwei Wochen kommt er dort an, bleibt jedoch nicht lange, sondern wird ins KZ Flossenbürg verlegt. Von Flossenbürg muss er auf seinen zweiten „Todesmarsch“ ins KZ Dachau. Am 29. April 1945 wird er dort von amerikanischen Truppen befreit. Andrzej Korczak Branecki kehrt nach seiner Befreiung in seine geliebte Heimatstadt Warschau zurück, wo er bis heute mit seiner Familie lebt.

Zum „Runden Tisch für Zeitgeschichte“ gehören die Abteilung für Kultur und Zeitgeschichte der Stadt Dachau, der Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit e.V., das Max Mannheimer Studienzentrum, das Dachauer Forum, der Verein zum Beispiel Dachau, die Evangelische Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte, die Katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte, die Lagergemeinschaft Dachau sowie die KZ-Gedenkstätte Dachau.

Die Veranstaltung im Ludwig-Thoma-Haus, Augsburger Straße 23 in Dachau, beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung findet in polnischer Sprache statt und wird übersetzt.