Nachruf

Frank Wesley Burns III (1923-2022)

 |  4. Oktober 2022

Bild: Frank Burns (ganz rechts) bei der Befreiungsfeier der KZ-Gedenkstätte Dachau 2015.

Die KZ-Gedenkstätte Dachau trauert um Frank Burns. Erst vor kurzem erreichte uns die Nachricht, dass er bereits am 15. Juni 2022 im Alter von 98 Jahren verstorben ist. Er starb nur wenige Wochen nach seinem Kameraden und Freund Dee Eberhard. Die beiden gehörten zu den letzten uns bekannten Veteranen der 42nd Rainbow Division, die aktiv an der Befreiung des KZ Dachau beteiligt waren. Mit Frank Burns geht damit auch ein wichtiger Teil erlebter Geschichte.

Frank Burns wurde am 16. Juli 1923 auf der Insel Kauai (Hawaii) geboren. Seine Eltern starben auf tragische Weise, als er erst 14 Jahre alt war. Er wuchs in der Folge bei seiner Tante auf. In seiner Jugend war er ein begeisterter Surfer und spielte in der Marschkapelle seiner High School. Den Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 erlebte er als 18-Jähriger aus unmittelbarer Nähe. Unmittelbar danach war er auf eigenen Wunsch vorübergehend als Helfer der Küstenwache und dann in einer Verkaufsstelle für US-Armeeangehörige beschäftigt. In einem umfangreichen, unveröffentlichten Lebensbericht aus den späten 2010er Jahren, der in der KZ-Gedenkstätte Dachau archiviert ist, reflektierte er seine Erinnerungen an den japanischen Luftangriff und ging dabei auch auf den darauffolgenden harschen Umgang der amerikanischen Politik und Gesellschaft mit der japanischen Minderheit ein. Diese machte in Hawaii etwa ein Drittel der Bevölkerung aus und sah sich unter den Umständen des Krieges zusätzlicher extremer rassistischer Diskriminierung ausgesetzt. Dabei hinterfragte er auch seinen eigenen gesellschaftlichen Status. Infolge der Executive Order 9066 wurden in den USA über 100.000 japanisch-stämmige Amerikaner:innen interniert. Auf Hawaii selbst wurde die Anordnung jedoch von den amerikanischen Militärbehörden weitgehend unterlaufen.

Bereits in seiner Jugend entwickelte er den Berufswunsch, für die hawaiianische Küstenwache zu arbeiten. 1942 begann er ein Ingenieursstudium an der University of Washington in Seattle. Dort wurde er auch Teil der Rudermannschaft. Zudem begann er eine Schulung an dem Naval Reserve Office Training College, um seinem Berufsziel näher zu kommen. In Seattle lernte er auch seine zukünftige Ehefrau Dorothy kennen. Im März 1944 wurde er zur Armee einberufen und absolvierte eine dreimonatige Grundausbildung beim Army Transportation Corps in New Orleans. In seinem Bericht beschreibt er kritisch den Rassismus und die praktizierte Segregation, die er in New Orleans erlebte. Bald nach seiner Grundausbildung wurde er mit seiner Einheit im August von New York aus nach Liverpool verschifft. Er war zunächst mit seiner Einheit hinter der Front aktiv. Über Southampton, Cherbourg und Dreux kam er nach Marseille, wo er für einige Wochen stationiert war. Anfang 1945 wurde er zur Infanterie eingezogen, was formal als „freiwillige Meldung“ geschah. Nach einer dreiwöchigen Unterweisung in der Normandie wurde er Ende März 1945 in den Fronteinsatz geschickt. Er kam zur 42nd Rainbow Division, 242nd Regiment, 3rd Battalion, 1st Company, 2nd Platoon, die gerade Schweinfurt erobert hatte. Mit seiner Einheit rückte er über Fürth und Ingolstadt in den Großraum München vor und trug dann am 29. April 1945 mit zur Befreiung des Stammlagers Dachau bei. Die Eindrücke, die er dort sammelte, blieben nachhaltig in seiner Erinnerung haften. Im Jahr 2015 kehrte er nach Dachau zurück und nahm an der Feier zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers teil.

Nach seiner Rückkehr in die USA heiratete Frank Burns im Mai 1946 seine Verlobte Dorothy. 1948 schloss er sein Maschinenbau-Studium ab und fand anschließend eine Anstellung bei Boeing. Dort verbrachte er seine berufliche Laufbahn bis zur Pensionierung im Jahr 1987.

Den Angehörigen sprechen wir unsere aufrichtige Anteilnahme aus. Die KZ-Gedenkstätte Dachau wird Frank Burns ein ehrendes Andenken bewahren.